Mistfahren mit dem Landegutscheinheft
Mistfahren mit dem Landegutscheinheft
Mittwoch, 9. August 2017
Wer kennt es noch, Mistfahren, das Spiel aus Kindertagen? Punkte auf ein Blatt Papier gemalt und dann mit dem Stift verbinden. Ohne zwischendurch abzusetzen und ohne eine der gemalten Linien zu berühren.
Der Weihnachtsmann hatte uns ein Landegutscheinheft gebracht. Da waren die Punkte schon drin, es galt nur noch, möglichst viele davon zu verbinden.
Aber eigentlich war das ja nur Plan "B" oder "C" für den Sommerurlaub. Wenn jedoch die Arbeit vorne ein paar Tage abknabbert. Das Wetter unentschieden ist, und zu guter Letzt auch noch der Flugplatz wegen Bauarbeiten gesperrt ist, da weiß man wieder: Murphy und sein Gesetz sind am Walten. Also Plan "C". Schaun wir mal, wie viele Stempel wir sammeln können, und wohin uns GAFOR so führt.
Sparsam gepackt, großzügig getankt. Los geht’s!
Wie gesagt, EDMJ, der Flugplatz Jesenwang war genau passend zu unserer Urlaubsplanung gesperrt. Bei passendem Wind könnte man mit Sondergenehmigung nach Osten starten. Aber eben nur starten, keine Landemöglichkeit. Am Mittwoch war der Ostwind dann gnädig. Wir starten von der verkürzten Piste um die Bauarbeiter nicht zu verunsichern. Vorher die Startstrecke noch mal überrechnet. Die Luft ist kühl, der Wind fast genau von vorn. Wir starten!
Nördlich der Münchner CTR, immer noch unter einem der verschiedenen Luftraumdeckel, wenden wir uns gen Osten. Scheyern hat ein Kloster, welches zumindest wegen des Bieres bemerkenswert ist. Den Bock haben die Mönche nicht zum Gärtner gemacht, sondern füllen ihn in Fässer ab.
Der erste Pflichtphototermin. Pfaffenhofen. Gartenschau. Hatte sich meine Lieblingsnavigaphotoline extra noch Eintrittskarten schicken lassen. Und dann kontrolliert die hier oben keiner. Auch abseits der Gartenschau ein schmuckes Städtchen. Wobei meine Liebe zum Grünzeug kurz hinter dem essbaren Gemüse stark nachlässt. Aber das ist ein anders Thema. Die Gartenschau "Natur in Pfaffenhofen an der Ilm" endet übrigens heute, auch wenn die Website damit wirbt: "Die Gartenschau läuft noch 00 Tage! Kommen Sie vorbei!"
Unser erster Misthaufen hat eine Kontrollzone. Wir melden uns, aber da ist noch irgendwie eine Fanganlage aktiv und eine Feuerwehr ist auch noch im Wege. Also drehen wir eine 360 und erfreuen uns an dieser einfallsreichen Landschaftsgestaltung. Die Brandseen. Wenig später bekommen wir die Freigabe für die Nordbahn. Wir kommen! Hier gibt es besonders dicken Gegenverkehr.
Eine Cola später und noch vor der Do machen wir uns wieder auf den Weg. Es gilt, den Weißwurschtäquator zu queren, vorher aber noch ein Orientierungspunkt kultureller Art. Schön, wie die Bäumchen die Viererkette üben. Da glänzt sie in der Nachmittagssonne, die Donau. Und gleich dahinter Ingolstadt, die Altstadt. Im Neuen Schloss (links, gleich am Fluß) residiert das Bayerische Armeemuseum. Möglicherweise eine Idee für Regentage...
Andere halten das hier für ein lohnenswertes Ausflugsziel. Ingolstadt Village. Hier kann man buntbedrucktes Papier in buntbedruckte Tüten mit buntbedrucktem Stoff eintauschen. Wir halten einen Sicherheitsabstand. Wenig später eine kleine Schrecksekunde. Benzingeruch. Ist vielleicht eine Leitung undicht?
Aber Entwarnung. Man riecht die Produkte bis hier hoch. Die Raffinerie aus den 60er Jahren produziert jährlich 5 Millionen Tonnen Kraftstoff und gehört inzwischen einem Zypriotischen Unternehmen mit Sitz in Amsterdam. Auf Höhe Altmühltal lassen wir die A9 dann Autobahn sein und wenden uns gen Westen. Weiße Wölkchen werfen dunkle Schatten.
Das Burgschloss Sandsee bewacht die Bundesstraße. Raubritter, die auf vorbeireisende Jungfrauen lauern, würde sich vermutlich romantischer anhören als "Amtssitz des Eichstätter Bischofs". Der Große Brombachsee ist künstlich angelegt, und hier im Osten ist sein Hauptdamm. Das Bunte ist wahrscheinlich der Stöpsel, den man ziehen kann, um das Wasser nach dem Baden abzulassen. Wir benutzen den See einfach als Orientierungspunkt und drehen ein wenig nördlicher.
Wenig später dann Herzogenaurach. Die Stadt der Sportbekleidung und der Wälzlager. Gleich drehen wir in den Endanflug, leihen uns Fahrräder und radeln in die Stadt. Gegen die am nächsten Tag hereinziehende Regenfront hilft die abgebildete "Atlantis"-Therme. Und unser Skyranger bekommt sogar einen Hallenplatz.